Ringvorlesung: Der Islam und die islamische Theologie in Zeiten der Radikalisierung
Deutschland hat sich in den vergangenen 25 Jahren geöffnet und ein neues Verhältnis zu Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit Migrationshintergrund entwickelt. Inzwischen herrscht ein breiter Konsens, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Statistisch gesehen ist es inzwischen sogar nach den USA das zweitbeliebteste Einwanderungsland weltweit. So leben hier unter anderem rund vier Millionen Muslime und die Mehrheit von Ihnen identifiziert sich ganz selbstverständlich mit Deutschland und unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Angesichts der brutalen Gewalt- und Terrorakte der ISIS und Boko Haram sowie nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo in Paris rückte jedoch die Frage nach der Kompatibilität des Islams mit der Moderne, den Menschenrechten und der Demokratie immer stärker ins Zentrum der öffentlichen Debatten in Deutschland. Kontrovers wird derzeit auf allen Ebenen der Gesellschaft diskutiert, ob der Islam tatsächlich zu Deutschland gehört, wie zuletzt Kanzlerin Merkel konstatiert hat. Dass zudem in den letzten zwei Jahren mehrere Hundert Jugendliche, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, in den Krieg nach Syrien und in den rak gezogen sind, alarmierte die Politik, die Medien und die Gesellschaft über die Gefahr der salafistischen Ideologie in und für Deutschland.
Seit Herbst 2014 beschäftigt noch eine andere Form des Extremismus die Öffentlichkeit. Die Pegida-Bewegung erreichte rasch die Mitte der Gesellschaft. Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft, der Politik und der Religionsgemeinschaften etc. warnen vor Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, die von den Pegida-Demonstrationen ausgehen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen will die Ringvorlesung des Präsidenten verschiedenen Fragen nachgehen.
Der „Islamische Staat“ als globale Jugendprotestbewegung lebt davon, den Westen als kulturellen Widersacher zu zeichnen – gleichzeitig gelingt es ihm, Hunderte von Jugendlichen aus dem Westen zu rekrutieren. Der Islam dient dabei als Projektionsfläche für einen antiwestlichen Gegenentwurf – und für westliche Ängste. Die Journalistin und Autorin Khola Maryam Hübsch geht in ihrem Vortrag „Zwischen Rap und Rezitation: Fundamente des IS-Terrors“ der Frage nach, wie die islamische Theologie und die Ästhetik westlicher Popkultur von der IS Propaganda genutzt werden und welche Implikationen sich daraus für das Islambild des Westens ergeben.
Ringvorlesung: Zwischen Rap und Rezitation: Fundamente des IS-Terrors
1. Februar 2016 um 19 Uhr
Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen
Ludwigstraße 23 · 35390 Gießen
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