„Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Partner für euch schuf aus euch selber, auf dass ihr Frieden in ihnen fändet, und Er hat Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch gesetzt. Hierin sind wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt.“ (Koran, Sure 30: Vers 22)

Die Ehe scheint nicht nur in Deutschland ein Auslaufmodell zu sein. Es heiraten zwar jährlich immer noch viele junge Paare, doch mindestens jedes zweite Hochzeitspaar, so zeigen es die Statistiken, wird sich früher oder später wieder trennen. Unter der Ehe versteht man immer seltener eine Verbindung für das ganze Leben. Und so wundert es nicht, dass viele junge Menschen in Deutschland der Meinung sind, man müsse gar nicht heiraten – wozu denn auch, wenn die Wahrscheinlichkeit so hoch ist, dass man sich wieder trennen wird?

Aber es gibt noch eine Realität in Deutschland: Es gibt eine große Sehnsucht der Menschen, nach einer lebenslangen, innigen, treuen Liebesbeziehung zu einem Partner. Wie sonst ist es zu erklären, dass jeder Blockbuster, sei er aus Hollywood oder aus Bollywood, die romantische Liebe zwischen zwei Menschen behandelt, die sich unter allen Umständen treu sind? Wie sonst ist es zu erklären, dass nahezu jeder erfolgreiche Popsong sich mit dem Thema Liebe beschäftigt?

Es wird deutlich, dass es eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität gibt. Auf der einen Seite der Wunsch nach der einen, großen Liebe und auf der anderen Seite die erfahrene, erlebte und immer wieder beobachtete Wirklichkeit, die von gescheiterten Partnerschaften, Scheidungen und unglücklichen Ehen geprägt ist.

Es stellt sich nun die Fragen: Wie kann man diese Kluft lösen und eine glückliche Partnerschaft führen, die ein ganzes Leben lang als erfüllend erlebt wird? Und warum ist es überhaupt wichtig, eine Ehe zu schließen?

Der grundlegende Koranvers, der sich mit dem Thema der Partnerschaft beschäftigt, und alles Essenzielle diesbezüglich offenbart, lautet, wie ich eingangs rezitierte auf deutsch:

„Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er [Allah] Partner für euch schuf aus euch selber, auf dass ihr Frieden fändet. Und Er hat Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch gelegt. Hierin sind wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt.“ (Sura 30: Vers 22)

Das Ziel einer Ehe ist somit ohne Zweifel das Finden von Frieden. Alle islamischen Reglungen bezüglich der Ehe, alle islamischen Regeln und Gebote generell haben dieses eine Ziel. Islam heißt nichts anders als Frieden finden. Frieden finden durch die vollkommene Hingabe in den Willen Gottes.

Wie nun kann Frieden erlangt werden? Ganz allgemein erklärt der hl. Quran dazu: „O die ihr glaubt, fürchtet Allah und suchet den Weg der Vereinigung mit Ihm“ (Sura 5: Vers 36)

Es geht also darum, sich mit den Eigenschaften Allahs zu färben, um mit ihm Eins werden zu können. Interessant ist nun, dass man eine schöne Parallele ziehen kann zwischen der Beziehung des Menschen zu Gott und der Beziehung zwischen Mann und Frau. Das Ziel beider Beziehungen ist das finden von Frieden und die Vereinigung mit dem Liebespartner. Und die Mittel, um dieses Ziel zu erlangen, sind jedes Mal ähnlich.

Der Verheißene Messiasas des Islam sagte dazu:

„So wie Mann und Frau in gegenseitiger Beziehung stehen, ist auch das Verhältnis zwischen Herrgott und Seinem Diener zu verstehen. Wenn eine Affinität zwischen Mann und Frau besteht und sie ineinander verliebt sind, so gilt ein solches Paar als besonders segenbringend und wertvoll.“ (Malfuzaat, Bd. 9, S. 5-7, London)

Liebe könnte man daher definieren als die Sehnsucht nach dieser Einheit, Mann und Frau werden im hl. Koran auch immer wieder als eine Einheit dargestellt, wenn es z.B. heißt: „O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch aus einem einzigen Wesen erschaffen hat“ (4:2)

„Ihr Herr antwortete ihnen also: „Ich lasse das Werk des Wirkenden unter euch, ob Mann oder Frau, nicht verloren gehen. Die einen von euch sind von den andern“ (3:196).

Diese Verse machen deutlich, dass es das Ziel ist, eine Einheit mit dem Partner zu bilden, was nur möglich ist, wenn man sein Ego gänzlich zurückstellt, wie der VM as folgendermaßen beschreibt:

„Die Wahrheit ist, dass wir den lebendigen Gott unmöglich sehen können, ehe nicht eine Art Tod uns ereilt. Der Tag des Sterbens unserer körperlichen Begierden ist der Tag der Manifestation Gottes.“

Ein großes Problem in den heutigen oft sehr hedonistischen Gesellschaften, die von Materialismus und Kapitalismus geprägt sind, ist jedoch, dass man exzessiv danach strebt selbst geliebt zu werden, statt zu lieben. Männer setzen oft Macht, ihren beruflichen Erfolg oder Reichtum ein, um geliebt zu werden. Frauen werden dazu getrimmt, ihre körperliche Attraktivität und andere Äußerlichkeiten einzusetzen, um begehrenswert zu sein, um geliebt zu werden. Doch stellt diese Streben nach eitler Liebe, dieses Lechzen nach Körper und Formen nur eine Suche da, die nie befriedigt wird. Denn es heißt im hl. Kuran: „Ja! im Gedenken Allahs ist´s, dass Herzen Trost finden können.“ (13:29)

„…[L]obpreise deinen Herrn … auf dass du wahre Glückseligkeit finden mögest.“ (20:131) Wahre Zufriedenheit ist somit losgelöst von materiellen Äußerlichkeiten.

Wenn der Liebende sich nach der Vereinigung mit seinem Geliebten sehnt, handelt er voller Leidenschaft. Er vergisst dabei sich selbst. Nichts ist ihm wichtiger, als der Geliebte. Er ist bereit, alles zu tun. Und das ist genau das, was mit dieser Hingabe gemeint ist: Islam als die Hingabe in Gottes Willen. Das ist es, was mit mit dem ersten Teil des Glaubensbekenntnisses der Muslime, dem „La illaha illaha“ gemeint ist – Es gibt keinen Gott als Allah – nichts ist wichtiger als Allah.

Schauen wir uns nun an, warum manche Ehen nicht glücklich verlaufen oder warum es zu Scheidungen kommt. Viele Forscher haben sich mit der Frage beschäftigt, natürlich gibt es viele verschiedene Gründe. Doch eine der wichtigsten Ursachen, ist interessanterweise etwas ganz schlichtes, aber grundlegendes: Eines der wichtigste Risikofaktor für Scheidungen ist der Kommunikationsstil der Partner! Was ist nun damit gemeint?

Es ist ganz einfach, wenn wir uns überlegen, aus was unsere Beziehung zu Allah besteht. Das wichtigste, um eine lebendige Beziehung mit Allah tala zu führen, ist das Gebet – d.h. die Kommunikation mit Allah. Das Gebet ist also eine Sprache der Liebe.

Für ein Ehepaar gilt nun dasselbe: Mann und Frau müssen lernen, sich auszutauschen und einen Kommunikationsstil zu entwickeln, der von Respekt und Liebe geprägt ist. Auch wenn es zu Auseinandersetzungen kommt n bestehen, ist es entscheidend, dass man liebevoll miteinander diskutiert, ohne den anderen anzugreifen oder herablassend und verletzend zu werden. Entscheidend dafür, ob eine Meinungsverschiedenheit zum emotionalen, wütenden Streit eskaliert, ist oft nicht, was gesagt wird, sondern wie und wann es gesagt wird. Es gibt dazu viele schöne Beispiele aus dem Leben des Hl. Propheten Muhammadsaw und des Verheißenen Messiasas.

Wie reagierte etwa der hl. Prophet, als seine Frau sich äußerst unangemessen verhielt? Er war bei Hz. Aisha (ra), als Hz. Umm Salama (ra) eine Schüssel mit Essen schickte. Hz. Aisha (ra) schlug aus Eifersucht gegen die Schüssel, so dass sie zerbrach. Der hl. Prophet saw hätte sehr wütend werden können, doch was tat er? Er sammelte die Scherben ein und das Essen und nahm eine neue Schüssel, um sie Hz. Umm Salama (ra) zurückzuschicken. (Al Bukhari). Dieses Verhalten zeigt, wie gütig und geduldig der hl. Prophet saw reagierte, auch wenn seine Ehefrau sich kritikwürdig verhalten hatte.

Auch aus dem Leben des Verheißenen Messias (as) gibt es viele Episoden, die darauf hindeuten, dass er sehr liebenswürdig mit seiner Ehefrau umging und niemals zornig, streng, verletzend oder herrisch zu ihr sprach. Der Verheißene Messias (as) berichtet des Weiteren:

„Einmal rief ich meine Ehefrau mit etwas lauter Stimme und merke, wie die Stimme ihr Herz in Trauer versinken ließ. Und obwohl kein verletzendes oder strenges Wort aus meinem Mund heraus gekommen war, bat ich Allah um Vergebung und betete „Astaghfar“. Ich betete auch danach und gab auch Almosen im Wege Allahs, da es etwas mit versteckten Schwächen zu haben musste“.

Diese wunderschönen Vorbilder zeigen nicht nur Ehemännern, wie der Umgang mit der Partnerin aussehen sollte, sondern dienen allen Muslimen, ob Mann oder Frau als Maßstab und Leitung dafür, wie man mit seinem Partner umgehen sollte! Wenn allein schon eine „etwas laute Stimme“ als besorgnis erregend empfunden wird, wird deutlich, wie der liebevoll man miteinander sprechen sollte.

Wenn ein ähnlich respektvoller und liebevoller Umgang in jeder Ehe gepflegt werden würde, ist kaum vorstellbar, wie es zu einem unproduktivem Streit kommen könnte. Kritik feinfühlig zu äußern, wo sie nötig ist, das zeigen die eben erwähnten Beispiele, ist der Königsweg.

Und auch wenn es berechtige Kritik am Partner gibt, so kann durch ein liebevolles Vorbild und ein geduldiges Miteinander vieles zum Guten geändert werden. „Die Liebe des Herrn kann abertausend von Krankheiten heilen“, dichtet der Verheißenen Messias as. Und das gilt natürlich v.a. für spirituelle Krankheiten und Schwächen. Die Liebe zum Partner und das Gebet sind immer noch die besten Mittel, um gemeinsam an den jeweiligen Schwächen zu arbeiten. Und es heißt weiter dazu im hl. Koran:

„und geht gütig mit ihnen um. Wenn ihr eine Abneigung gegen sie empfindet, wer weiß, vielleicht empfindet ihr Abneigung gegen etwas, in das Allah aber viel Gutes gelegt hat.“ (4:20).

D.h. stets das Beste im anderen zu sehen, sich die guten Absichten zu vergegenwärtigen anstatt die ganze Energie auf die Schwächen zu verschwenden und sich auf diese zu konzentrieren, sind wichtig, will man eine glückliche Beziehung führen.

Das heißt nicht, dass keine Kritik geäußert werden soll, Kritik ist notwendig ist, da nur so eine Entwicklung möglich wird. Der springende Punkte ist eben das wie und wann. Hz. Amma Jahn (ra), die Frau des VM as gab dazu einen weisen Ratschlag: Sie empfahl auch bei groben Fehlern des Partners still zu bleiben, wenn dieser gerade wütend ist. Die mitunter berechtigte Kritik sollte später geäußert werden, wenn die Wut abgeklungen ist. Es gilt also Geduld zu bewahren, damit die Situation nicht eskaliert, dadurch bewahrt man sich letztlich auch seine eigene Würde, weil ein Streit in Wut und emotionaler Erhitzheit oft nicht nur sehr unproduktiv, sondern auch verletzend und hässlich verlaufen kann. Der hl. Prophet saw empfahl stattdessen, humorvoll miteinander umzugehen, weil dann auch Kritik einfacher vertragen wird.

Von grundlegender Bedeutung ist es nun, dass das gemeinsame Zuhause, die Familie zu einem Ort des Friedens für alle Familienmitglieder wird und Streit vermieden wird. Wenn man sich zuhause nicht mehr wohlfühlt, weil der Partner z.B. ständig meckert – dann führt das über kurz oder lang dazu, dass man andere Orte des Friedens zu finden versucht. Dies können Ablenkungen jeglicher Art sein, Formen des Konsums, Süchte, wie Essen, Computer- oder Glücksspiele, Filme, Kaufrausch oder sogar andere Liebhaber.

Damit ist die kleinste Zelle der Gesellschaft, die Familie bedroht. Nun gibt es gerade heutzutage unter jungen, muslimischen Paaren häufig Diskussionen darüber, wer was im Haushalte tun sollte – gerade, wenn beide Partner berufstätig sind ist dies ein Thema. Auch möchten viele Frauen Beruf und Familie vereinbaren und studieren oder arbeiten. Dann argumentieren die Frauen damit, wie wichtig der Wissenserwerb im Islam ist, dass er einem Hadith zu folge sogar Pflicht ist (Ibn Majah) und wie sehr der heilige Prophet Muhammad (saw) im Haushalt mitgeholfen hat und wie er alle Dinge selbst erledigt hat, sei es das Flicken von Kleidungsstücken oder das Säubern der Schuhe etc. (Mishkat). Sie fordern dies also auch von ihrem Ehemann. Der Mann dagegen hält es manchmal allein für die Aufgabe der Frau, sich um die häuslichen Angelegenheiten zu kümmern, da sie ja nicht verpflichtet ist, berufstätig zu sein und meint ein Recht zu haben, davon frei gestellt zu sein.

Ohne Zweifel, sind Mann und Frau gleichgestellt, wie es der Koran immer wieder betont[2]. Der Islam gibt jedoch keine pauschalen Antworten. Es gibt einen gewissen Spielraum. Der Islam hält die Frau nicht von derBerufstätigkeit ab und die Sunna des heiligen Propheten Muhammad (saw) ist eindeutig in Bezug auf die Hilfe des Mannes bei den täglichen Pflichten im Haushalt. Jedoch gilt es immer zu beachten, worum es geht, was das Ziel der Ehe und der Sinn des Lebens ist. Es geht darum, eine Atmosphäre des Friedens zu schaffen und Frieden zu finden. Was nützt es, wenn der Mann den Müll zwar runterbringt, aber ein Streit den Rest des Abends vergiftet hat? Was nützt es, wenn der Mann viel Geld verdient, aber seine Frau zu Hause nicht entlastet und diese völlig überfordert ist?

Die Richtlinie für alle Entscheidungen sollte sein, ein friedvolles Miteinander möglich zu machen – fernab von Erwartungshaltungen anderer. Natürlich beeinflusst die individualistische Gesellschaft – Wenn man morgens in einem Restaurant Frühstück für Fremde zubereit, dann ist das ein Job, der bezahlt wird und deswegen Anerkennung bringt. Das gute Leben, das durch eine solche Berufstätigkeit suggeriert wird, konzentriert sich auf Konsum. Es gibt in dieser Gesellschaft kaum noch einen Kontext für den Wert und die Befriedigung durch Familie, Kinder und eine Mutterschaft. Doch im Islam heißt es „Das Paradies liegt unter den Füßen der Mutter“. Es wird dadurch deutlich, wie erfüllend und schön eine Mutter-Kind Beziehung sein kann, die nicht nur für das diesseitige Leben, sondern auch im Jenseits fernab von kurzen Konsumkicks segensreich und wirklich Frieden bringend ist. Und das ist das entscheidende: Frieden finden.

Alles andere ist zweitrangig. Wenn sowohl der Mann als auch die Frau immer im Blick haben, dass es für sie am wichtigsten ist, ja, eine heilige Pflicht ist, ihren Partner glücklich zu machen und eine friedliche Atmosphäre zu schaffen, dann wird man zu jedem Opfer bereit sein und selbst zurückstecken können. Und man wird gemeinsam Lösungen finden, die beiden Partner ein Höchstmaß an persönlicher Weiterentwicklung möglich machen – unabh. von externen Erwartungshaltungen und Druck von Außen. Und dann wird man wirkliche Zufriedenheit finden können.

Ein Problem, das viele junge Paare haben, ist aber, dass sie aus einem gewissen versteckten Stolz, aus einem falsch verstandenen Ehrgefühlt heraus nicht bereit sind, sich wirklich hinzugeben, zu zeigen, dass sie abhängig sind vom anderen. Dabei ist die Ur-Sünde der Hochmut, der Stolz. Denn es heißt im hl. Quran über Iblis, dass er sprach: „Ich bin besser als er. (38:77). Islam heißt ja, wie eingangs erwähnt, Hingabe, seinen Stolz, sein Ego überwinden.

Doch heutzutage sind bestimmten Gedanken und Vorstellungen vorherrschend, die sich im Westen gerade aufgrund einer zunehmenden Individualisierung und im Zuge des Feminismus, etabliert haben. Es gibt die Idee, dass eine Frau etwa nur dann wirklich befreit und unabhängig ist, wenn sie wirtschaftlich nicht von ihrem Mann abhängt. Doch was bedeutet wahre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit? Das Vertrauen in Allah, das durch eine tiefe Bindung und Gebete entsteht, macht wahrhaft unabhängig.

Die moderne Frau meint jedoch, unabhängig sein zu müssen, indem sie berufstätig ist. Doch ist man im Berufsleben nicht ebenso abhängig von den Vorgesetzten, von Terminzwängen und der allgemeinen Unsicherheit des modernen Arbeitsplatzes? Warum sollte nun eine berufstätige Frau weniger abhängig sein, als eine nicht berufstätige? Warum sollte ein liebender Ehemann, der im Haushalt mithilft, weniger Autorität ausstrahlen, als ein strenger, der sich bedienen lässt?

Der Islam lehrt, dass wahrhaft selbstbestimmt und frei derjenige ist, der einen festen Bund mit Allah eingegangen ist, der der Allmächtige ist, es heißt dazu im hl. Quran: „Und haltet euch allesamt fest am Seile Allahs“ (3:104). Der Verheißene Messias (as) sagte dazu: „Freiheit heißt von Allah gefangen zu sein“.

Es wird deutlich, dass die wichtigste Eigenschaft in Bezug auf die Ehe, die gleiche ist, die auch essenziell ist, wenn man Allah näher kommen möchte. Es ist die Eigenschaft, die in ihrer Schönheit sichtbar wird, wenn sich der Gläubige zum Gebet niederwirft und sich wie Staub vor Allah niederwirft. Es ist Demut und Hingabe. Und es ist der Mut zur Demut und die Leidenschaft zur Hingabe, die entscheidend ist. Mutig und würdevoll ist nicht der, der arrogant sich selbst zu erhöhen versucht – wahre Größe zeigt der Liebende, der sich selbst hingibt und wie Staub wird im Dienst an seinen Geliebten.

Dementsprechend heißt es im Koran: „Suchet Hilfe in Geduld und Gebet; und das ist freilich schwer, es sei denn für die Demütigen im Geiste“ (Sura 2: Vers 46).

Das heißt für die Ehe auch, dass man sich gegenseitig seine Liebe offenbart, in Worten zum Ausdruck bringt, was einem der Partner bedeutet. Seine Schönheit, seine Liebenswürdigkeit preist…und v.a. seine Dankbarkeit mitteilt, nichts als selbstverständlich annimmt, den anderen wertschätzt, und Anerkennung zollt und dies in Worte fasst. Danken wir nicht Allah im Gebet? Preisen wir nicht Allahs Schönheit? Durch Taten und durch Worte sollte man seine Liebe auch dem Partner gegenüber zum Ausdruck bringen. Gab nicht der Hl. Prophet (saw) seiner Ehefrau schöne Namen? Brachte er seine Liebe nicht auch mit Worten zu Ausdruck? Und ob! [3] Ein Beispiel, wie er dies auf humorvolle Weise tat zeigt folgende Begebenheit:

Einmal wollte Aischa (r) den Propheten nach seiner Liebe zu ihr fragen. Sie fragte: „Wie ist deine Liebe zu mir? Der Prophet (s) antwortete: „Wie der Knoten in einem Seil. Seitdem fragte Aischa (r) den Propheten von Zeit zu Zeit: „Wie geht es dem Knoten? Jedes Mal antwortete er, dass er sehr fest sei.

Es gilt also auch mit den Worten nicht zu geizen – Wie heißt es so schön: „Liebe ist das einzige, das wächst, wenn man es verschwendet“. Und es gilt also, an sich zu arbeiten. Denn nichts stimuliert die spirituelle Entwicklung stärker als eine konstruktive, lebendige Liebesbeziehung zu Allah und dem Partner und nichts schränkt die persönliche und spirituelle Entwicklung stärker ein, als eine destruktive, tote Liebesbeziehung.

Der vierte Khalif der AMJ (rahmaullah) sagte dazu einmal, dass man sich klar machen sollte, dass man „ohne göttlichen Beistand sein Eheleben nicht angenehm gestalten kann“.[4] Denn Gebete erzeugen die nötige Demut, die nötige Geduld und Opferbereitschaft dem Partner gegenüber auch einmal einzustecken und sich zurückzunehmen, um das Wohlgefallen Allahs zu erlangen. UndAllah allein kann die Herzen leiten und die Liebe zueinander wachsen lassen.

„Sie sind euch ein Gewand, und ihr seid ihnen ein Gewand“ (2:188) heißt es weiterhin im Koran. Ein Gewand beschützt und verschönert. Es hat also sowohl eine funktionale als auch eine ästhetische Bedeutung. Natürlich ist eine Ehe nicht allein funktional. Eine Ehe ist eben nicht allein zum Kinderkriegen und für eine Aufgabenteilung da, sondern wie es in einem quranischen Gebet heißt, um „Augentrost“ (25:75) zu spenden. Gerade der Islam spricht on der tiefen Liebe zweier Seelen, die sich in Verbindung zueinander der Vereinigung mit Allah nähern. Und es wundert daher nicht, dass es zutiefst romantische islamische Überlieferungen gibt.

So gibt es Überlieferungen des hl. Propheten (saw) aus denen ersichtlich wird, dass man sich für seinen Partner schön machen sollte: Sich schön zu machen, zeigt auch, den Respekt voreinander und dass man nicht nachlässig darin wird, sich um den anderen zu bemühen, ihn zu erobern.

In einer anderen Überlieferung berichtete Hz. Aischa über den hl. Propheten saw: „Der Prophet (s) stand an der Tür meines Zimmers, als die Abessinier mit ihren Lanzen in der Moschee des Propheten (s) spielten. Da bedeckte mich der Prophet (s) mit seinem Gewand, damit ich mir das Spiel ansehen kann. Er stand so lange, bis ich wegging.“ So verhält man sich, wenn man merkt, dass der Partner von etwas begeistert ist: Man versucht die Begeisterung zu teilen, indem man ihm Gesellschaft leistet und es ihm möglich macht, sein Interesse zu verfolgen. Wir haben ja gerade die Fußball WM – ich denke, da wissen viele Frauen jetzt, was sie tun können, um ihren Liebsten für sich zu gewinnen.

Eine besonders romantische Episode wird auch über Hz. Aisha (ra) überliefert:

Der hl. Prophet war gerade dabei, seine Schuhe auszubessern, als Hz. Aisha (ra) neben ihm saß und ihn beobachtete. Sie sah Schweißtropfen auf seiner Stirn, die Licht ausstrahlten und schön glänzten. Als der hl. Prophet (saw) bemerkte, wie sie ihn voller Begeisterung und Erstaunen beobachtete, fragte er: „Aisha, was erstaunt dich?“

„O Prophet Allahs, dieser Schweißtropfen auf deiner Stirn strahlt ein wunderschönes Licht aus. Bei Allah, wenn der Dichter Abu Kabeer Hazli dies sehen könnte – seine Verse treffen aufs wunderbarste auf diesen Anblick zu. „Erinnerst du dich an die Verse?“ fraget der hl. Prophet. Hz. Aisha trug sie vor:

Du sahst/ sein Gesicht;/
Erblicktest/ sein Licht/
Und sprachst: /Sein Antlitz/
So schön;/

Als der hl. Prophet (saw) dies hörte, ließ er den Gegenstand in seiner Hand fallen und ging zu Hz. Aisha (ra) und küsste ihre Stirn und sagte: „Die Freude, die Du mir gewährt hast, durch das, was du gesagt hast, ist wahrhaft viel größer, als die Entzückung, die du empfandest, während Du den Schweißtropfen auf meiner Stirn sahst. (Quelle: Rahmatu-ul-lil-A´alameen: Vol. 2, S. 153)

Eine weitere schöne Begebenheit ist über die Ehefrau des hl. Propheten, Hz. Maimunah (ra) bekannt. Sie lebte noch lange nach dem Tod d. hl. Propheten (saw). Als 80jährige kurz bevor sie verstarb äußerte sie einen Wunsch – kurz vor dem Tod, wenn alles fleischliche vergessen ist und nur noch das zählt, was wirklich das Herz bewegt, wünschte sie sich folgendes: Sie wollte genau an der Stelle begraben werden, wo sie dem hl. Propheten saw das erste Mal nach ihrer Heirat begegnet war. Das zeigt ihr große innige Liebe zu ihrem Ehemann . Der zweite Khalif der AMJ (ra) kommentierte dazu: Die Welt kennt viele Liebesgeschichten, sowohl echte als auch erfundene. Aber keine hat mich mehr bewegt, als diese. [5]

Abschließen möchte ich mit zwei Überlieferungen des hl. Propheten (saw) (Hadith)

„Wenn ein Mann seiner Ehefrau einen Bissen Essen voller Lieben in den Mund gibt, dann wird Allah ihn dafür belohnen, da dies eine Handlung ist, die der Ehefrau zeigt, dass ihr Mann sie aufrichtig liebt.“

„Wahrlich, ihr werdet niemals das Paradies erreichen, solange ihr nicht glaubt und ihr werdet niemals wirklich glauben können, solange ihr euch nicht wahrhaft liebt“ (Muslim)

Möge Allah tala uns befähigen, zu wahrhaften Liebenden zu werden, die durch die Liebe zueinander Seine Liebe erlangen mögen. Amin.

Rede anlässlich der Jahresversammlung (Jalsa Salana) der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) 2010

[1] Nat. Ijtema UK 2009

[2] Khutba vom 10.11. 2006, Minute 25:58.

[3] In einem Hadith von Ummi Zar’a sagt der Prophet im letzten Abschnitt des Hadith zu A’isha: „Ich bin zu dir wie Abi Zar’a zu Umm Zar’a.“

[4] Hazrat Mirza Tahir Ahmad: Die Frau im Islam. In: Hadyatullah Hübsch (Hrsg.): Muslima. Ffm. 1992. S. 36

[5] (English Commentary of the Holy Qur’an by Hadhrat Mirza Bashir Uddin Mahmood Ahmad, Volume 1 page clxiv-clxv. Also available as The Life of Muhammad)