Islam – eine Rückständige Wissenskultur?

„Eine wachsende Wissenskluft lähmt die islamische Welt“, heißt es im Bericht der UN-Organisation für Entwicklung. Wenn nicht massiv in die Qualität von Ausbildung investiert und kreatives und kritisches Denken gefördert wird, werden islamische Gesellschaften sich bald ausschließlich als „passive Konsumenten“ von fremdem Wissen und „am Rand der nächsten Phase der Menschheitsgeschichte“ wieder finden, stellen die Forscher fest. Die Ursachen dafür werden im autoritativen Bildungssystem und im Missbrauch der Religion gesehen. Die so genannte islamische Welt ist geprägt von Rückständigkeit, Ignoranz und Dunkelheit. Und auch wirtschaftlich befindet sich die Region in einem desolaten Zustand. „Wegen ihrer Religion“, glauben viele Europäer. „Wegen des europäischen und amerikanischen Imperialismus“ sagen muslimische Propagandisten. Auch Dan Diner versucht in seinem kürzlich erschienen Buch mit dem Namen „Versiegelte Zeit. Über den Stillstand in der islamischen Welt“ die Ursachen für die Rückständigkeit der so genannten islamischen Länder zu finden. Sein Fazit: Es ist tatsächlich das Festhalten am Islam. Im UN-Bericht heißt es dazu, dass Hauptproblem sei die mangelnde Qualität der Wissensvermittlung, wofür indirekt die Religion verantwortlich gemacht wird: Weil Kinder in der Schule und im Elternhaus meist religiös und autoritär erzogen werden, wird natürliche Neugier und Wissensdurst schon in frühester Kindheit erstickt. Unterwerfung und Gehorsam verhinderten die Entwicklung einer „kreativen und innovativen Generation“. Ist nun tatsächlich die Religion des Islam verantwortlich für die Stagnation in der sog. islamischen Welt? Ist der Islam eine rückständige, irrationale Religion, die eine freie Diskussionskultur und den Zugang zum Wissen blockiert?

AUS KORAN UND HADITH

„Die Tinte eines Schülers ist wertvoller als das Blut des Märtyrers“ – diese Worte des heiligen Propheten Muhammad (saw) hätten ihn in Rom vor ein Ketzergericht gebracht.[1] Sie zeigen, welch hohe Stellung der Wissenserwerb im Islam einnimmt. In über 750 Versen des Korans, also nahezu einem Achtel des Buches, werden die Muslime ermahnt, die Natur zu studieren, nachzudenken und ihren Verstand zu gebrauchen und den Erwerb von Wissen und wissenschaftlicher Wahrnehmung zu einem Teil des Gemeindelebens werden zu lassen.[2] Der Koran fordert dabei eindeutig dazu auf, rational zu denken und zu reflektieren, so heißt es zum Beispiel: „Er (Allah) sendet (Seinen) Zorn über jene, die ihre Vernunft nicht gebrauchen mögen.“ (10:101). Das sind eindeutige Worte. Vernunft wird damit zur höchsten Pflicht. Auch Autoritäten gegenüber soll dabei mit Vernunft geantwortet werden, ein wahres Wort gegenüber den Tyrannen ist einem Hadith zufolgen schließlich der beste Jihad.

Der Wissenserwerb ist dabei ein Weg, Gott näher zu kommen. Folglich wundert es nicht, dass ein Hadith davon spricht, dass es eine „Pflicht für Mann und Frau ist, nach Wissen zu streben“[3], auch wenn dazu nach China gereist werden müsste, was zur Zeit des heiligen Propheten Muhammads (saw) bedeutete, viel Geld, Mühe, Zeit aufwenden zu müssen und im äußersten Fall sogar mit dem Leben zu bezahlen. Wer ist dazu heutzutage noch bereit? Der Wissenserwerb kommt gar einem Gottesdienst gleich, so heißt es in einer Überlieferung:  „Und wer einen Weg einschlägt, um Wissen zu erlangen, dem erleichtert Allah den Weg ins Paradies.“ (Muslim) In einem anderen Hadith sagt der heilige Prophet Muhammad (saw): „Wer auf der Suche nach Wissen auszieht, der ist auf Allahs Pfad, bis er zurückkehrt“[5]. Die Gläubigen werden weiter in einem Hadith aufgefordert von der Geburt bis zum Grab nach Wissen zu streben. „Man darf den Tag nicht loben, an dem man kein Wissen mehr erwirbt“, sagte der heilige Prophet (saw) dazu. Dass der heilige Prophet (saw) selbst das berühmte quranische Gebet „O Allah mehre mich an Wissen“ im Alter von 54 Jahren, also wenige Jahre vor seinem Tod, von Allah offenbart bekam, zeigt zudem, dass es nie zu spät ist: Der Islam verlangt lebenslanges Lernen. Denn damit verbunden ist das Empfangen von Erkenntnissen, die letztendlich Allahs Liebe und Nähe erlangen lassen. Wissen zu erwerben kann dem Islam zufolge daher sogar besser sein, als zu beten, denn sogar der Schlaf des Wissenden ist einem Hadith nach besser, als das Gebet des Unwissenden.[6] Weiterhin heißt es in einem überlieferten Ausspruch des heiligen Propheten (saw): „Erwerbt Wissen! Für den Wissenserwerb zu arbeiten ist Gebet, darüber zu diskutieren ist Lobpreis Gottes und wissenschaftliche Forschung ist Jehad.“[7]

Der Islam fällt auch deswegen als besonders wissenschaftsfreundliche Religion auf, weil der Koran eine Vielzahl von Versen enthält, die sich auf Naturgesetze beziehen. Kein einziger Vers im Koran, in dem die Naturphänomene beschrieben werden, steht dabei im Widerspruch zu dem, was heute aufgrund der Forschungen und Entdeckungen in den Wissenschaften für sicher und bewiesen gehalten wird.  Es gibt daher keinen Widerspruch zwischen dem Islam und der Wissenschaft, im Gegenteil der Koran wird als Wort Gottes verstanden und die Natur als Werk Gottes. Zwischen beiden kann es keinen Widerspruch geben. Damit grenzt sich der Islam deutlich vom Christentum ab. Denn während der Islam es pflegte, die Wissenschaft zu fördern, wurde in Europa das dunkle Mittelalter geistig von einer christlichen Kultur beherrscht, die wenig von Naturwissenschaften hielt.

DAS GLORREICHE ERBE

Auch die Geschichte des Islams beweist, dass es Zeiten gab, zu denen Muslime sich bemühten, gemäß den Lehren des Koran und der A-Hadith zu handeln.

So wurden während des berühmten „Goldenen Zeitalters der arabischen Wissenschaften“, das vom 8. bis zum 14. Jahrhundert reichte, die Wissenschaften großzügig gefördert. Es war eine Epoche großer Toleranz und Weltoffenheit. Bagdad oder Damaskus zogen Schüler und Wissbegierige aus der ganzen Welt an. Islamische Gelehrte sammelten Bücher und Schriften und übersetzten und diskutieren sie. Die durchschnittliche Bibliothek eines einfachen muslimischen Privatmanns des 10. Jahrhunderts pflegte mehr Werke zu enthalten als alle Bibliotheken des damaligen Abendlandes zusammen , was nicht verwundert wenn man bedenkt, dass 95% der Europäer zur damaligen Zeit Analphabeten waren, während in den islamisch geprägten Ländern flächendeckend Schulen existierten und jeder lesen und schreiben erlernen konnte. Die mit Abstand größten Bibliotheken des Mittelalters lagen damals in den Zentren der islamischen Welt. Die hohe Wertschätzung des Lesens liegt sicher auch darin begründet, dass das erste Wort, das dem heiligen Propheten Muhammad (saw) offenbart wurde der Imperativ „Ikra“ war, zu Deutsch „Lies!“. Der zweite Khalif (rh) bemerkte dazu, dass das Kaufen von Büchern eine Art Sadqa darstelle, d.h. eine Spende, die man für sich selbst entrichtet.[8]

Heute dagegen wird als Beleg für das alarmierende Auseinanderdriften des islamischen Raums mit dem Rest der Welt unter anderem die niedrige Buchproduktion genannt. Nur 1,1 Prozent der weltweiten Buchproduktion kommt aus sog. Islamischen Ländern!

Unter der Regierung des Abassidenkalifs Ma’mum (813 bis 833) dagegen wurde die Wissenschaft und Kunst geförderte wie niemals zuvor. Sie erlebten in dieser Zeit eine Blüte sondergleichen. Der „Kalifat von Córdoba“ läutete in Andalusien eine Zeit der Toleranz und des Fortschritts ein, gerade weil der Koran keine Konkurrenz und keinen Gegensatz zwischen Religion und Wissenschaft kennt. Es verwundert daher nicht, dass muslimische Wissenschaftler bahnbrechende Arbeiten leisteten, ohne die die europäische Wissenschaft nicht denkbar ist. Noch heute werden z.B. quadratische Gleichungen nach dem Prinzip des vor über 1000 Jahren lebenden muslimischen Mathematikers al-Khwarizmi gelöst; das Wort Algorithmus leitet sich von seinem Namen ab. Muslimische Gelehrte entwickelten das Rechnen mit Dezimalbrüchen, die Trigonometrie und die Algebra entscheidend weiter. Aber auch andere Wissenschaften wie die Medizin, die Physik, die Botanik oder die Astronomie erlebten eine Blüte. Wichtige Wörter aus der Astronomie, wie etwa „Zenit“, „Alhidade“ oder „Theodolit“ sind arabischen Ursprungs, und die erste Sternwarte der Welt wurde in Bagdad gebaut. Dies liegt daran, dass der Koran die Gläubigen immer wieder explizit dazu auffordert, auch nach naturwissenschaftlichem Wissen zu streben.  An einer Stelle heißt es etwa bezüglich der Astronomie: „Wie! wollen sie nicht die Wolken betrachten, wie sie erschaffen sind, Und den Himmel, wie er erhöht ist“. Islamische Universalgelehrte, wie Ibn Sina Avicenna, Al Birunie, Ibn Khaldun oder Ibn Ruschd (Averroes) beeinflussten das europäische Denken dadurch nachhaltig. Ibn Sina etwa etablierte das Krankenhaussystem und führte Apotheken ein, das islamische Gesundheitssystem wurde später von den Europäern übernommen. Auch durch Übersetzungen der Schriften antiker Philosophen ermöglichten die Muslime den mittelalterlichen Christen einen neuen Zugang zum logischen Denken und den Weltbildern der alten Griechen.

Während in Europa Analphabeten wie Karl der Große regierten, blühten im Reich der Kalifen Kunst und Wissenschaft. So holte der Kalif al-Mansur im 8. Jahrhundert bedeutende Gelehrte aus aller Welt nach Bagdad. Ma’mum, der gebildetste unter seinen Nachfolgern, ließ dann das „Haus der Weisheit“ errichten.

Doch nicht nur durch die Förderung des wissenschaftlichen Fortschritts bestach der Islam, auch seine Weltoffenheit und Toleranz bleibt bemerkenswert. Bestes Beispiel dafür ist der frühe Islam in Andalusien, der die goldene Epoche der Wissenschaft und Kunst ermöglichte und durch eine progressive Toleranz Andersgläubigen gegenüber auffällt. Die Erfahrung der Juden des Mittelalters unter islamischer Herrschaft steht im starken Kontrast zur traurigen Geschichte der Unterdrückung und Verfolgung von Juden in der mittelalterlichen Christenheit. So gab es nirgendwo anders in Europa einen Ort, an welchem besonders die Juden so sicher leben konnten wie im islamischen Spanien. Und auch Christen gegenüber war der Islam tolerant und aufgeschlossen, in der Mezquita von Córdoba beteten damals Christen und Muslime gemeinsam.

DIE URSACHEN DES NIEDERGANG

Die Frage, die sich nun stellt ist, warum eine Kultur, die einst der europäischen an Freizügigkeit, Kreativität und Rationalität weit überlegen war, in den letzten zwei Jahrhunderten so deutlich ins Hintertreffen geraten ist. Die vor allem in der arabischen Welt beliebte Erklärung, dass der Westen an allem schuld sei, lässt sich schnell entkräften: Natürlich hat der Westen die arabische Welt seit dem Feldzug Napoleons auf vielfältige Weise unterdrückt und ausgebeutet – aber die eigentliche Frage ist doch, „wieso es dazu hat kommen können, dass europäische Mächte überhaupt in der Lagen waren, sich der Länder des Orients zu bemächtigen“, wie Dan Diner zu recht fragt. Doch während Diner vermutet, der Islam sei die Wurzel des Übels, zeigt der oben skizzierte Überblick, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Gerade weil man sich nicht mehr an den Islam hält, kommt es zum Verfall. Oder besser gesagt: Weil man sich nur noch krampfhaft auf den Buchstaben des Korans fixiert, ohne den Sinn der Lehre zu verstehen, „gleich eines Esels, der Bücher trägt“ (Koran, Sure 62:6). Man bewundert die Kalligraphie, die Intonation des Vortrags beim Rezitieren des Korans. Die Bedeutung des Textes dagegen gerät immer mehr in den Hintergrund. „Nichts wird vom Koran übrig sein als seine Worte“ heißt es dazu in einer Prophezeiung über die Endzeit.[9] Die Muslime haben dabei das Nachdenken verlernt. Traditionen werden gepflegt, ohne dass man sie erklären könnte. Tradition, die man nicht mehr erklären kann, erstarrt zum Ritual. Und ein Ritual lässt sich weder kommunizieren noch hinterfragen. Es verwundert daher nicht, dass in der so genannten islamischen Welt fundamentalistische Eiferer dominieren und Denker immer rarer werden. Kontroverse Diskussionen werden unterdrückt. Das, obwohl das Gespräch und der Gedankenaustausch einst die Grundlage der muslimischen Glaubenswelt bildete: Man erkennt dies allein schon daran, dass selbst die A-Hadith eine dialogische Form aufweisen. Der Islam ist eine Religion des Austauschs, der Überzeugung und des Überzeugens, nicht des Zwangs. Offene Diskussionen und Selbstkritik sind die Basis für eine solche Kultur des Gedankenaustauschs. Nicht umsonst heißt es in einem Hadith, dass Meinungsverschiedenheiten unter den Muslimen einen Segen darstellen. Die Muslime von heute scheinen das vergessen zu haben. Andere Ideen versucht man mit Verboten und Gewalt auszurotten, anstatt zu erkennen, dass man Ideen  weder einsperren, noch mit dem Schwert töten kann. Denn die Gedanken sind frei. Brachiale Gewalt statt intellektueller Austausch lautet die Devise der Fundamentalisten.

DIE AUFKLÄRUNG

Wenn ein offener Gedankenaustausch in der so genannten islamischen Welt von heute nicht mehr möglich ist, dann liegt das an einer rigiden und orthodoxen Lesart des Korans und fundamentalistischen, engstirnigen Mullahs, die ihre politischen Interessen durch eine Pervertierung des Islams durchzusetzen versuchen. Die buchstäbliche Interpretation des Korans ist dabei das Hauptproblem der vieler Muslime. Auch wenn es muslimische Intellektuelle gibt, die dafür plädieren, die Deutungsvielfalt der koranischen Worte hervorzuheben, so gibt es dennoch viele theologische Streitpunkte, die zeigen, wie sehr viele Muslime bei einer buchstäblichen und wortwörtlichen Interpretation des Korans verharren. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Wenn es z.B. im Koran heißt, dass im Paradies „Ströme von Milch“ (47:16) fließen werden, dann nehmen nicht-Ahmadi Muslime das fast durchgehend wörtlich und stellen sich einen Fluss mit Milch vor. Für was aber könnte Milch eine Metapher sein, wenn man bedenkt, dass der Koran selbst darauf hinweist, dass es sich um „Gleichnisse“ handelt, wenn das Paradies beschrieben wird (Koran, Sure 47:16)? Man muss dazu Überlegungen anstellen, die ins Bewusstsein rufen, dass das Paradies kein materieller Ort sein kann, da nur die Seele ins Jenseits übergeht. Milch, man denke nur an Muttermilch, ist ein Nahrungsmittel, das den menschlichen Körper wachsen lässt, ihn gesund und kräftig macht durch die Nähe zu seiner Mutter. Im übertragenen Sinne könnte das für die Seele bedeuten, dass sie im paradiesischen Jenseits wächst und gestärkt wird durch Wissen über Gott, durch die Erkenntnis und Nähe Gottes. In der Tat gibt es ein Hadith, das diese Interpretation stützt: Der heilige Prophet (saw) berichtet dabei von einem Traum, in dem er soviel Milch trinkt, bis sie sogar aus seinen Nägeln fließt. Als seine Gefährten verwundert fragen, was der Traum bedeute, antwortet der Prophet (saw), dass Milch für Wissen steht.[10] Wissen stellt damit die wichtigste Voraussetzung für eine geistige, spirituelle Entwicklung dar. Für den Unwissenden dagegen ist nicht das Paradies, sondern die Hölle bestimmt. So heißt es in einem Hadith, dass „derjenige, der unwissend, unverschämt, stolz und arrogant ist“ ein Höllenbewohner sein wird.[11] Jemand, der zu stolz und selbstsicher ist,  andere Ansichten und Deutungsmöglichkeiten zu akzeptieren und Selbstkritik zuzulassen hat die Haupteigenschaft des Iblis verinnerlicht, der hochmütig meinte „besser“ zu sein als der Mensch (Koran, Sure 7:13). Die religiösen Gelehrten dieser Zeit, einer Prophezeiung zufolgen, die „schlimmsten Kreaturen unter dem Himmel“[12] begehen aber genau diesen Kardinalfehler. Statt sich von Allah leiten zu lassen führen eingefahrene, verinnerlichte Ritualisierungen zu einer geistigen Austrocknung. Die Hauptursache dafür liegt darin, dass ein Großteil der muslimischen Welt den verheißenen Messias (as) als Reformer der Zeit nicht anerkannt hat und damit die von ihm vollzogene Entmythologisierung der Glaubensinhalte nicht akzeptiert. Immer wieder wird von Islamkritikern bemängelt, der Islam habe keine Aufklärung erlebt und sei daher rückständig. Dabei hat der verheißene Messias (as) gerade diese Aufklärung in vollem Umfang geleistet, jedoch folgt die breite Masse der Muslimen ihm bisher nicht. Als „König der Feder“ macht er uns aber darauf aufmerksam, dass „in diesem Zeitalter die Waffe im Kampf des Islams gegen den Unglauben nicht das Schwert, sondern die Feder“ ist. Es geht also um eine Auseinandersetzung der Argumente. Und unsere Aufgabe ist es, diese geistige Auseinandersetzung voran zu treiben. Es ist unsere Verantwortung, unser Erbe, unser Auftrag. Es ist allerdings ein Kampf an zwei Fronten. Denn selten sind sich Islamkritiker so sehr einig mit fanatischen Islamisten, wie wenn es darum, zu definieren, was der „wahre Islam“ ist – und das ist für sie etwas ganz anderes als für Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat, die nicht umsonst von muslimischen Orthodoxen und Fundamentalisten weltweit verfolgt werden, da hilft es auch nicht, dass der erste muslimische Nobelpreisträger ein Ahmadi-Muslim war.

Doch dadurch, dass Massenmedien vor allem salafistische und extremistische Überzeugungen als die islamische Position schlechthin perpetuieren und den verqueren Interpretationen der Islamhasser und Islamisten das Label „Islam“ aufdrücken, breiten sich ebensolche Ansichten sowohl bei nicht-Muslimen als auch innerhalb der Muslime stärker aus. So läuft vieles unter dem Etikett „Islam“ und hat doch so wenig mit der islamischen Lehre zu tun, wie die Hexenverbrennung mit der Lehre Jesu (as).

Aufklärung tut daher sowohl nach Außen als auch nach Innen not! Um einen solchen Aufklärungskampf an zwei Fronten  zu führen, benötigen Muslime jedoch das Wissen über beide Fronten, über Ost und West. Wir sollten uns auf die Reise machen, denn: „Alles Wissen ist das verlorene Eigentum eines Muslims (Gottergebenen), so wo immer er es findet, soll er es aufnehmen, da er am meisten dazu berechtigt ist“ (Tirmizi).


[1] Hunke 1976: 208

[2] Salam 1991: 7f.

[3] Ibn Mâjah

[4] Fragen-Antwort-Sitzung mit Hadhrat Khalifatul Massih IV. (rh) vom 5.06.1984. Vgl.: www.askislam.com/Society/Women/Answer_22.html

[5] Tirmîdhî und Dârimî

[6] Salman; Abû Naîm

[7] Naica-Loebell 2004

[8] Anwar-ul-Ulum

[9] Mischkat, Kitabul Ilm

[10] Sahih Bukhari

[11] Bukhari und Muslim

[12] Mischkat, Kitabul Ilm