„Glauben Sie, dass die große Mehrheit der Muslime in Deutschland bereit ist, die Gleichberechtigung der Frau im Alltag zu akzeptieren?“ Mit „Nein“ antwortete die große Mehrheit der Befragten, nämlich 71 Prozent, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Emnid für die Zeitung Bild am Sonntag vom Oktober 2010.

Die Frauenfrage bleibt also entscheidend, wenn es um die Wahrnehmung des Islam geht. Entsprechend erklärte das Oberhaupt der AMJ erst kürzlich anhand der Frühgeschichte des Islam, wie Frauen damals Schlüsselfunktionen in der Gesellschaft inne hatten. Sie waren nicht nur erfolgreich berufstätig, wie Hz. Khadija (ra), die erste Fraue des Propheten, sondern auch nach dem Tod des Propheten (saw) eine religiöse Instanz, die von Männern und Frauen akzeptiert wurde. Hz. Aisha (ra) gilt auch heute noch, als wichtigste religiöse Gelehrtin. Das wird häufig vergessen. Interessant auch, dass manche Frauen damals aktiv mitkämpften, wenn es darum ging, den Islam zu verteidigen – und nur zu Verteidigungszwecken ist ein Jehad mit der Waffe erlaubt – der große und eigentlich Jehad gilt ohnehin dem inneren Schweinehund namens Ego.

Damit waren die muslimischen Frauen den heutigen Muslimminnen um einiges überlegen, was die Emanzipation angeht, v.a. wenn man daran denkt, welchen abstrusen Einschränkungen einige Frauen in sog. islamischen Ländern im Namen des Islam ausgessetzt werden.  Der Jehad der heutigen Zeit wird durch die Feder und durch Argumente geführt, wie der Begründer der AMJ erklärte. Und  Gelegenheit dazu bot z.B. diese Veranstaltung, wo die Lokalpresse titelte „Zwang passt nicht zum Islam“.

Die Veranstaltung machte deutlich, dass es keine Unterdrückung im Namen des Islam geben darf. Denn heißt es nicht im Koran sehr deutlich: „Und hätte dein Herr Seinen Willen erzwungen, wahrlich, alle, die auf der Erde sind, würden geglaubt haben insgesamt. Willst du also die Menschen dazu zwingen, dass sie Gläubige werden?“ (10:100) Dieser Koranvers zeigt eindeutig, dass es eine ungeheuerliche Anmaßung ist, wenn ein Mensch meint, einem anderen Menschen etwas aufzwingen zu müssen.  Gerade wenn Islamkritiker wieder das Schreckgespenst einer vermeintlich grausamen Scharia an die Wand malen und Ängste vor dem Islam schüren, sollte man diesen Koranvers in Erinnerung rufen.

Denn das Konzept der Scharia wird grundsätzlich völlig falsch verstanden. Dieser Artikel zweier Ahmadi Muslime, der kürzlich in der  Washington Post erschien, bringt Klarheit und macht deutlich, dass der Islam eine Trennung von Staat und Religion kennt und unabhängig von der Religionszugehörigkeit die Gerechtigkeit das oberste Prinzip darstellt, wie es in diesem Koranvers  heißt (16:91). Das bedeutet z.B., dass eine muslimische Rechtsprechung nach der Scharia auch nur für Personen gilt, die den Islam aus freien Stücken akzeptiert haben und keinem nicht-Muslim aufgezwungen werden kann.